Vegane Eltern und zu wenig vegan freundliche Kinderärzte: Die schwierige Beziehung - Ein Fallbericht.
Die Zahl der Kinder, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, nimmt allmählich zu. Wenn die vegane Ernährung aber nicht ausgewogen und angemessen umgesetzt wird, kann sie das Wachstum und die Entwicklung von deinem Kind ernsthaft beeinträchtigen. Um zum Beispiel die wichtigen Blutuntersuchungen bei veganer Ernährung durchzuführen, ist eine gute und vertrauensvolle Beziehung zum Kinderarzt vorteilhaft. Vegan freundliche Ärzte gibt es jedoch leider nicht wie Sand am Meer. Kurzer Disclaimer: In diesem Blogartikel schreibe ich über Ärzte, meine aber auch Ärztinnen.
Vielleicht hast du selbst schon schlechte Erfahrungen gemacht oder aber du gehörst zu den wenigen Glücklichen, die einen vegan freundlichen Kinderarzt erwischt haben. Oder er ist dem Thema gegenüber zumindest offen. Leider wird der Kinderarzt oft nicht als verlässliche Bezugsperson von den Eltern wahrgenommen, wenn es um die vegane Ernährungsweise geht. Vorurteile, Misstrauen und Unwissen sorgen für eine schwierige Kommunikation auf beiden Seiten. Dabei kann das Misstrauen der Eltern gegenüber dem Kinderarzt zusätzlich die Gesundheit des Kindes gefährden, wenn bestimmte Maßnahmen und Untersuchungen unterlassen werden. Andererseits fühlen sich die Eltern durch das Misstrauen des Arztes nicht ernst genommen und wenig unterstützt oder aber es gibt schlichtweg zu wenig vegan freundliche Ärzte, sodass die Auswahl sehr beschränkt ist.
In diesem Blogartikel schauen wir uns hierzu einen Fallbericht aus 2020 an, in welchem es um ein 22 Monate altes Kind mit Entwicklungsstörungen geht und was dies mit der schwierigen Beziehung zum Arzt zu tun haben könnte.
Der Fallbericht von einer Entwicklungsstörung aufgrund einer falsch umgesetzten veganen/ vegetarischen Ernährung
Die Entwicklungsstörung von dem 22 Monate alten Jungen ist wahrscheinlich durch eine unausgewogene vegetarische Ernährung verursacht worden. Denn wie bereits oben erwähnt, kann eine nicht richtig durchgeführte vegane oder vegetarische Ernährung zu Entwicklungsstörungen führen. Natürlich kann aber auch eine mischköstliche Ernährungsform zu Mangelerscheinungen führen. Wir beziehen uns hier bewusst nur auch die vegane und vegetarische Ernährung.
Dabei erwies sich bei diesem Fallbericht die Erhebung der Daten zur Ernährung des Kindes als schwierig, da die Eltern nicht alle Termine beim Arzt wahrnahmen und Ernährungsempfehlungen, um die vegane Ernährung sicher zu gestalten, nicht nachkamen. Die schlechte Beziehung zum Arzt verdeutlicht die Schwierigkeit, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kind und Kinderarzt aufzubauen.
Wie kommt es zu Entwicklungsstörungen?
Entwicklungsstörungen haben mehrere Ursachen bei Kindern, die sorgfältig untersucht werden müssen. Die häufigsten Ursachen für eine Entwicklungsstörung sind:
- die unzureichende Kalorienzufuhr
- unzureichende Nährstoffaufnahme
- erhöhter Stoffwechsel
- oder eine Kombination dieser Punkte
Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass die Entwicklungsstörung nur in 1,4 % der Fälle auf eine organische Pathologie (Krankheit) zurückzuführen ist.
Aus diesem Grund ist es so wichtig Familien mit Kinderwunsch aufzuklären und zu versuchen, die Ernährung besser zu planen, um gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder zu vermeiden.
Die Ernährungsweise von dem veganen/ vegetarischen Kind war nicht optimal
Aber wie konnte es nun zu den Entwicklungsstörungen kommen? Schauen wir uns die Ernährung an, wird einiges klar.
Die Mutter berichtete von einer abwechslungsreichen Ernährung in der Schwangerschaft. Aufgrund eines Eisenmangels wurde die vegane Ernährung jedoch ausgesetzt. Das termingerechte Baby hatte ein Geburtsgewicht von 3.460 g und eine Größe von 50 cm. Das Kind wurde 10 Monate ausschließlich gestillt und bekam dann ein Reisgetränk, welches jedoch nicht für Säuglinge geeignet war.
Das Kind bevorzugte eine kohlenhydratreiche Ernährung und aß eher weniger Proteinquellen laut der Mutter. Der Junge bekam ab und zu wohl auch Fisch, wenn das Kind es wollte (einzige Ausnahme und somit nicht zu 100 % vegan/vegetarisch). Durch ein Ernährungstagebuch wurde festgestellt, dass das Kind ansonsten keine tierischen Lebensmittel zu sich nahm. Also keine Milchprodukte, Eier oder Fleisch. Die Eltern gaben dabei auch an, dass sie tierische Lebensmittel nicht befürworten. Die Mengen, die das Kind aufnahm waren zufriedenstellend. Es gab ansonsten keine größeren Auffälligkeiten.
Die Empfehlung das Reisgetränk durch Soja zu ersetzen wurde nicht befolgt, da die Eltern auch kein Soja befürworteten. Es gab noch weitere Empfehlungen, wie z. B. den Hülsefrüchtekonsum zu erhöhen.
Leider kam die Familie den Empfehlungen wohl nicht nach. Dieser Fall ist tragisch und zeigt eigentlich nur die Wichtigkeit, das Thema vegane Kinderernährung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Besonders, wenn neben tierischen Lebensmittel noch weitere proteinreiche Lebensmittel wie z. B. Soja oder andere Hülsenfrüchte nicht genügend auf den Tisch landen.
Ein Nährstoffmangel zeigt sich nicht sofort und kann sich über Monate oder Jahre schleichend entwickeln und kann zu irreversiblen Schäden beim Kind führen.
In dem Fall des 22 Monate alten Jungen hätte die Entwicklungsstörung eventuell vermieden werden können, wenn es ein besseres Vertrauensverhältnis zwischen den Eltern und dem Arzt gegeben hätte. Es kann nur vermutet werden, das die Eltern sich nicht beraten lassen wollten und somit eventuell die Gesundheit des Kindes gefährdet haben. Das Problem liegt aber nicht nur im fehlenden Vertrauen in den Arzt, sondern auch teilweise am fehlenden Wissen von Ärzten im Allgemeinen zur veganen Ernährungsweise, insbesondere wenn es um die vegane Kinderernährung geht.
Ärzte kennen sich oft nicht mit der veganen Ernährungsweise aus und halten die vegane Kinderernährung für schädlich
Leider kennen sich Ärzte oft nicht mit der veganen oder vegetarischen Ernährungsweise aus. Das geht so weit, dass sogar oft genug falsche Empfehlungen mit auf den Weg gegeben werden. Bei den wichtigen Blutuntersuchungen werden dann zum Beispiel nicht aussagekräftige Blutparameter bestimmt. Das kann fatal sein, wenn du als Laie diese Fehler nicht entdecken kannst und dich somit in falscher “Sicherheit” wiegst und glaubst, dass du und dein Kind aufgrund “guter” Blutwerte gut mit allen Nährstoffen versorgt seid. Ein Beispiel wäre hier der Vitamin B12 Wert. Dieser wird zum Großteil von Ärzten im Serum untersucht, obwohl dieser Wert wenig Aussagekraft darüber hat, ob du einen Vitamin B12 Mangel hast, oder nicht. Richtig wäre hier der sogenannte Vitamin B12 – Holo-TC Wert.
Es gibt Studien, die zeigen, dass Ärzte im Durchschnitt gerade einmal 24 Stunden Ernährungsunterricht in ihrem 6-jährigen Studium haben. Und hier ist noch nicht die vegane oder vegetarische Ernährung berücksichtigt. Es gibt aber Ärzte die sich natürlich weiterbilden und sehr wohl sehr gut auskennen. Sie sind aber nach meiner Erfahrung eher die Ausnahme als die Regel.
Dazu kommt erschwerend, dass viele Ärzte selbst Vorurteile gegenüber der veganen Ernährung haben und Unwissen weitergeben und dich als VeganerIn zusätzlich verunsichern. Denn natürlich nehmen die meisten von uns die Ärzte in den weißen Kitteln als sehr kompetent wahr und gehen davon aus, dass sie es besser wissen, wenn es um unsere Gesundheit geht. Und ja, Ärzte haben viel Wissen, aber gestehen sich vielleicht nicht immer ein, wenn sie z. B. über die “neue” vegane Ernährungsweise noch nicht so viel wissen. Das heißt nicht, dass dein Arzt nicht kompetent ist, es heißt nur, dass die vegane Ernährung noch recht “neu” ist und gerade erst so langsam in der Gesellschaft ankommt. Ärzte haben trotzdem ihre wichtige Berechtigung und sind für unser Gesundheitssystem unabdinglich.
Was sollst du aber nun tun, wenn dir dein Arzt bei der veganen oder vegetarischen Ernährungsweise nicht wirklich weiterhelfen kann? Oder schlimmer noch: Dein Arzt die vegane Kinderernährung als schädlich oder gar gefährlich betitelt.
Listen von vegan freundlichen Ärzten in Deutschland und Österreich & Co.
Auf www.veganblatt.com und www.tofufamily.de findest du eine Liste vegan freundlicher Ärzte in Deutschland sowie auf www.vegan.at eine Liste für Österreich.
Höre dich hierzu auch unbedingt in deinem Umfeld um oder schau in Foren nach z. B. bei Facebook & Co, um vegan freundliche Ärzte zu finden. Am schnellsten und sichersten rufst du im Zweifel in der Praxis an, in die du gehen möchtest und fragst konkret nach, ob sie einer veganen Ernährungsweise offen gegenüber stehen.
In meinem anderen Blogartikel findest du bereits eine Liste mit vegan freundlichen Ärzten. Sollte es keinen vegan freundlichen Arzt in deinem Umkreis geben, kannst du auch immer auf Labore oder HeilpraktikerInnen oder andere Fachkräfte zurückgreifen, wenn es um die Blutuntersuchung geht und mithilfe meines 0€ Blut-Check-Guides auf Nummer sicher gehen, dass du die richtigen Blutparameter untersuchen lässt. In dem Blut-Check-Guide findest du neben den Blutparametern auch weitere hilfreiche Tipps zum Umgang mit deinem Kind beim Arzt, zur Vorbereitung und auch den Kosten, mit denen du rechnen kannst.
Schreib unbedingt auch deine Arztempfehlungen oder Erfahrungen in die Kommentare (oder schreibe mir direkt eine Nachricht).
Am besten du nutzt aber hierfür das anonyme Google Formular, in dem ich die Namen und Orte der vegan freundlichen Ärzte zusammentrage für alle VeganerInnen! Sobald genügend zusammengekommen sind, teile ich diese Liste mit dir kostenlos.
Hier gelangst du zur Liste der veganfreundlichen Ärzte im deutschsprachigem Raum.
Fazit zur schwierigen Beziehung zwischen Ärzten und Eltern
Die vegane Ernährung ist noch nicht überall in unserer Gesellschaft angekommen. Es gibt weiterhin noch viele Vorurteile und Unwissen, wenn es um eine sichere und gesunde vegane Ernährung geht, besonders in den sensiblen Lebensphasen wie die Kinderernährung, die Schwangerschaft oder die Stillzeit.
Eltern sind Zunehmens verunsichert, ob die vegane Ernährung sicher und gesund ist, wenn Ärzte sich kritisch dagegen äußern. Andere Eltern sind sich sicher, dass es möglich ist sich sicher und gesund vegan zu ernähren, sind sich aber unsicher wie sie die Ernährung richtig umsetzen und wünschen sich mehr Unterstützung von einer Fachkraft.
Damit sich etwas ändert, sollten Ärzte/innen in ihrem Studium auch die vegane und vegetarische Ernährungsform lernen und/oder sich weiterbilden. Aufgrund der immer höheren Zahl an Veganern und Vegetariern sollte dies sogar zur Pflicht werden, um eventuellen Mängeln und ggf. Entwicklungsstörungen bei einer falsch umgesetzten veganen Ernährung vorzubeugen.
Auch das Thema Krankenkassen ist noch ein schwieriges Thema. Alle Krankenkassen sollten die Ernährungsform als präventive Maßnahme für die Gesundheit anerkennen, um auch Menschen mit weniger Einkommen eine fachliche Beratung ermöglichen zu können. Aktuell ist dies nur von sehr wenigen Krankenkassen gegeben. Gerne verlinke ich dir hier noch einen Artikel zu dem Thema von www.deutschlandistvegan.de. In diesem Artikel findest du einen kurzen Vergleich zu vegan freundlichen Krankenkassen.
Kurz gesagt: Es ist noch viel zu tun, damit die vegane Ernährungsweise überall ankommt und auch akzeptiert wird. Es sollte nicht das Ziel sein die Ärzte zu bekehren, sondern vielmehr bereits im Kernpunkt des Studiums, der Weiterbildung und in der (Gesundheits- und Bildungs-)Politik anzusetzen, damit es zukünftig leichter wird sich und sein Kind sicher und gesund vegan zu ernähren mit Freude und weniger Gegenwind.
Was kannst du tun, damit dein Kind keine Entwicklungsstörungen durch eine vegane Ernährung bekommt?
Damit es bei deinem Kind nicht zu Entwicklungsstörungen in der veganen Ernährungsweise kommt, kannst du glücklicherweise viel tun. Folgende Möglichkeiten stehen dir zur Verfügung:
- Informiere dich selbst regelmäßig über die vegane Ernährungsweise und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema. Folge mir gerne hierzu auf Instagram @veganvriend und/oder trage dich in meinem Newsletter ein, um immer up to date zu bleiben.
- Ernährt euch ausgewogen und abwechslungsreich und supplementiert mindestens Vitamin B12 und Vitamin D3 und ggf. weitere Supplemente nach Rücksprache mit einer Ernährungsberatung oder einem kompetenten Arzt in der veganen Ernährung.
- Lass euer Blut regelmäßig überprüfen. Hol dir meinen 0€ Blut-Check-Guide.
- Suche dir einen vegan freundlichen Arzt (Liste).
- Nimm eine 1:1 vegane Ernährungsberatung in Anspruch.
- Bilde dich durch Webinare und Onlinekurse weiter und festige dein Wissen.
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https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24781690/
Weiterführende Infos auf www.zentrum-der-gesundheit.de.